Neoliberale sozio-ökonomische und politische Transformationen seit den 1990er Jahren haben gravierende Auswirkungen auf pädagogische und therapeutische Institutionen. Diese Auswirkungen arbeitet Miriam Anne Geoffroy in ihrer Darstellung einer bislang in Deutschland noch kaum bekannten inklusiven psychoanalytisch-pädagogischen Einrichtung heraus: der École Expérimentale de Bonneuil-sur-Marne, gegründet 1969 bei Paris von Maud Mannoni. Sie beleuchtet dabei die emanzipatorischen Ansätze sowie die theoretischen und historischen Hintergründe der antipsychiatrisch und psychoanalytisch (lacanianisch) orientierten »gesprengten Institution«, die psychoanalytische Theorien über zwischenmenschliche Beziehungen auf institutionelle Strukturen überträgt. Auf Basis einer ethnografisch orientierten Dispositivanalyse verdeutlicht die Autorin, wie neue Finanzierungssysteme, Evaluationen, flexiblere Arbeitszeiten, Sicherheitsdiskurse und andere Faktoren die Einrichtung zunehmend in die Bredouille geraten ließen, wie die Handlungsmöglichkeiten immer mehr eingeschränkt wurden und mit welchen Widersprüchen die Einrichtung konfrontiert war. Zugleich zeigt sie, welche innovativen Impulse ›Bonneuil‹ unter anderem für die psychologische und pädagogische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen – auch in Deutschland – bis heute liefern kann.