In der globalisierten Welt von heute ist der Dialog der Religionen längst nicht mehr eine rein akademische Fra- ge. Die verschiedenen Kulturen und Religionen rücken einander gewissermaßen auf den Leib, was einerseits als Bereicherung empfunden wird, andererseits aber durchaus zu Konflikten führen und gewachsene Identitäten in Frage stellen kann. Der christliche Glauben muss daher seine Grundaussagen auch mit den übrigen Religionen konfrontieren und zu ihnen in Anknüpfung und Widerspruch ins Verhältnis setzen. Darin besteht die Aufgabe einer Theologie der Religionen. Die neuere Diskussion wird vor allem durch drei Hauptströmungen gekennzeichnet. Neben einer pluralistischen Religionstheologie werden Konzeptionen eines neuen Inklusivismus und einer sogenannten komparativen Theologie vertreten. Alle drei genannten Strömungen der Religionstheologie sind freilich mit einem Grundproblem konfrontiert. Es besteht in der Vermittlung der Geltung der eigenen religiösen Identität mit einer positiven Würdigung fremder Religionen. Dieses Problem wurde in der bisherigen Diskussion noch nicht gelöst und bedarf einer weiterführenden Behandlung. Die in diesem Band versammelten Beiträge nehmen sich nicht nur dieser Aufgabe an, sie spiegeln auch die Differenziertheit und Breite der Debattenlagen, in der das Thema »Theologie der Religionen« in der gegenwär- tigen evangelischen Theologie wahrgenommen und bearbeitet wird. Bei allen Unterschieden in der Zugangsweise kristallisiert sich doch eine gemeinsame Fragestellung heraus: In der Begegnung mit anderen Religionen geht es um die Wahrnehmung und die theoretische Bearbeitung von Differenzerfahrungen, die nicht vorschnell durch die Behauptung von Konsens, Konvergenz oder gar Identität überspielt werden dürfen. Das Buch behandelt vier Themenkreise: I. Religionswissenschaftliche Grundlagen einer Theologie der Religionen II. Synkretismus, Differenzwahrnehmung und Theologie der Religionen III. Religionstheologische Orientierungen aus der Perspektive evangelischer Theologie IV. Christlicher Wahrheitsanspruch und Pluralität der Religionen