Das 3. Kapitel des Jesajabuches spiegelt anarchische Zustände in Staat und Gesellschaft des Alten Jerusalem wieder: Die tragenden Stützen der Gesellschaft sind abhandengekommen, Korruption und Machtgier beherrschen die politischen Führer, das Volk steht orientierungslos da. Der Prophet wird zur Stimme des Gottes Israels, der seinem abtrünnigen Volk wegen all der Mißstände und Vergehen den Prozeß macht. Die vorliegende theologische Dissertation analysiert den komplexen hebräischen Urtext von Jesaja 3 nach den klassischen Schritten der literaturwissenschaftlichen Methode. Die Studie kann aufweisen, daß Jesaia 3 eine langwierige Textwerdung hinter sich hat: Ein authentisch jesajanischer Grundtext des 8.Jh. v. Chr. wurde in exilischer Zeit fortgeschrieben und erfuhr seine jüngsten weisheitlichen Ergänzungen in der frühhellenistischen Ära.