Der Mode-Mythos leistet eine sehr bemerkenswerte philosophische Situierung des Kulturphänomens Mode in anthropologischer Perspektive. Im plausiblen Ausgang vom Strukturphänomen „Luxusdemokratisierung“ als geschichtlichem Zeitpunkt der bedeutsamen Modeetablierung fragt der Autor nach den anthropologischen Vorbedingungen, die sich als ‘soziales Theater’, ‘ganzheitliche Melioration von Selbst und Welt’ und ‘symbolische Wiedergeburt’ etikettieren lassen. „Inszenierung, Ästhetisierung und Todestabuisierung“ gibt als Dreiteilung die Binnen-Gliederungsperspektive und damit die Struktur der einzelnen Kapitel an.
In raffinierter Weise verknüpft der Verfasser die aristotelische Dramentheorie mit dem Phänomen der Mode. Der Dandy wird als Inszenierungskünstler vorgestellt, der in der ästhetischen Künstlichkeit zu bewirken sucht, dass die Wirklichkeit dem Vorbild seines Theaters zu folgen scheint und der seinen Auftritt antiaristotelisch nicht als Mimesis sondern, als Selbstinszenierung begreift.