Erwin Panofsky verfasste die Abhandlung Die Perspektive als symbolische Form, die er im Jahr 1924 in der Warburg-Bibliothek vortrug, im Grunde als einen Beitrag zu der Philosophie der symbolischen Formen von Ernst Cassirer. Als ein Erweiterungsversuch zu diesem philosophischen Projekt Cassirers fand die Untersuchung Panofskys kaum Resonanz. Bei Kunsthistorikern und -theoretikern dagegen fand diese Abhandlung, die im letzten Jahrhundert den Status eines klassischen Werkes erlangte, Beachtung und Anerkennung, aber zugleich auch Kritik und Ablehnung. Dementsprechend wurde sie meistens im Rahmen der Kunstgeschichte und -theorie erörtert. In der vorliegenden Arbeit wird der Versuch unternommen, die Bestimmung der Perspektive als symbolische Form vorwiegend philosophisch zu behandeln. Dies setzt voraus, dass die Perspektive von einem Darstellungsmodus, den die meisten Studien über die Zentralperspektive der Renaissance im Rahmen der Kunstgeschichte und -theorie zum Gegenstand haben, nun auf den Anschauungsmodus, also auf die unmittelbare perspektivische Anschauung zurückversetzt wird. Die Untersuchung zielt darauf ab, aus der Vorstellung Perspektive als symbolische Form die prozessuale Perspektivierung methodisch abzuleiten, und sie als eine rein ästhetische Modalität des Symbolisierungsprozesses zu begründen.