Die ultramontane Frömmigkeitsoffensive und der Ausbau des Eisenbahnnetzes verliehen der Wallfahrt nach Einsiedeln ein neues Gesicht. Die erste privat organisierte Massenwallfahrt führte im Juni 1864 300 Pilger aus Paris nach Einsiedeln – für die Presse ein sensationelles Ereignis. Wie verliefen diese sogenannten "modernen Pilgerzüge"? Beten und singen auf Hin- und Rückfahrt, beichten in Einsiedeln? Ja. Aber nicht nur. Der Historiker Kari Kälin zeigt auf, dass sich hinter dieser neuen Art von Wallfahrt eine antimodernistische Haltung verbarg, mit der man gegen Liberalismus, Sozialismus, Säkularismus und andere ultramontane Feindbilder demonstrierte. Dank Wallfahrten zur Einsiedler Gnadenmutter sollten Wahlen gewonnen, Schulvögte vertrieben, liberale Zeitungen verbannt und die Männer frömmer werden.