Inspiriert von einer ekstatischen Vision, malte der spanische Surrealist Salvador Dalí 1965 sein berühmtes Monumentalgemälde La Gare de Perpignan. Der Künstler (1904-1989) erkannte im Bahnhof von Perpignan aus vielerlei kosmischen und assoziativen Gründen den "Centre du monde". Nicht nur Dalí selbst und seine vergöttlichte Muse und Ehefrau Gala waren über diese grenznahe Bahnstation gereist, sondern ebenso zahlreiche kunstgeschichtlich bedeutsame Persönlichkeiten auf dem Weg zu ihnen nach Cadaqués. Das zentrale Motiv in Dalís Bild ist das andächtige Bauernpaar aus Jean-Francois Millets Gemälde L´Angélus von 1858/59. Es geriet ihm zur obsessiven Metapher seines oedipalen Identitätstraumas und zur schier unversiegbaren Inspirationsquelle seiner kritisch-paranoischen Gestaltungsmethode.
Mit ausgewählten Gemälden, Grafiken und Plastiken Dalís sowie Werken weiterer Künstler und Literaten seines Umfeldes wird in dieser kunstwissenschaftlichen Studie das autobiografisch motivierte und ikonografisch vieldeutige Traumbild entschlüsselt.
La Gare de Perpignan wurde 1978 vom Aachener Sammlerehepaar Peter und Irene Ludwig erworben.

Ausstellung: Museum Ludwig Köln 18.3.-25.6.2006