Als Columbus, der Held des vorliegenden Epos, der Nymphe Poesia begegnet, eröffnet sie ihm, dass seine Taten und Entdeckungen zum Stoff eines großen Epos geworden wären, hätte er nur zu Zeiten eines Vergil oder Lukan gelebt. Heutzutage sei es bedeutend schwieriger, einen begabten Mann zu finden, der in der Lage ist, ein lateinisches Epos in zwölf Büchern zu verfassen. Nun, Poesia hat letztlich doch einen begnadeten Dichter gefunden, der die Taten des Columbus so spannend erzählt hat, dass ein moderner Rezensent nicht davor zurückschreckte, ihn – es handelt sich um den Jesuiten Ubertino Carrara – als Steven Spielberg des 18. Jahrhunderts zu bezeichnen. In abwechslungsreichen zwölf Büchern fesselt Carrara seinen Leser mit Geschichten von blutigen Meutereien, furchteinflößenden Seeungeheuern, mächtigen Zauberinnen und einem alles überstrahlenden, christlichen Helden – ein gelungenes Beispiel aus der Gattung „neulateinischer Epik“, die im Erscheinungsjahr des „Columbus“ (1715) schon ihre Herbstphase erreicht hatte.