Vorwärts in die Vergangenheit: So könnte man eine Veränderung in den Sozialwissenschaften beschreiben, die inzwischen seit mehreren Jahren zu beobachten ist. Denn Institutionen, die insbesondere für Emile Durkheim und später Talcott Parsons theorietechnisch konstitutiv waren, danach aber stetig an Bedeutung verloren, sind wieder wichtig. So wird soziales Handeln nicht mehr nur als Ergebnis individueller Entscheidungsfindung betrachtet, sondern ist auch beeinflusst durch institutionelle Rahmenbedingungen - so die zentrale These der "Neuen Institutionalisten". Seit Ende der 70er Jahre verhandeln Soziologen, Ökonomen, Politik- und Organisationswissenschaftler über die wiederentdeckte Bedeutung von Institutionen in der Gesellschaft. Das gemeinsame Fundament der fachübergreifenden Diskussion ist jedoch äußerst dünn. Einigkeit besteht allenfalls hinsichtlich des gemeinsamen Forschungsgegenstandes - Institutionen in ihrer Bedeutung für soziales Handeln - und im Skeptizismus gegenüber atomistischen Handlungsmodellen. Die Konsequenzen, die daraus gezogen werden, sind jedoch derart uneinheitlich, wie der aus dem Dornröschenschlaf erweckte Institutionenbegriff. Vor diesem Hintergrund strebt der vorliegende Band eine erste Gesamtübersicht über Konzepte, Begriffe und Probleme des derzeit wohl bedeutendsten neuen Institutionalismus an, nämlich des soziologischen Neo-Institutionalismus.