"Ob Lehrer, Mediziner oder Juristen, ob Theologen, Literaten, Führungskräfte oder AIDS-Akteure: sie alle haben ihren eigenen unverwechselbaren 'Stallgeruch’ hier eingebracht. Aber eines haben sie doch gemeinsam: Das Waldschlösschen, dieses unausdeutbare Phänomen, hat sie alle im Griff."

Was hat es mit diesem Phänomen Waldschlösschen auf sich? Als diese einzigartige Bildungsstätte 1981 ihre Räume öffnete, trafen sich in alternativem Ambiente die Aktivisten einer jungen, kämpferischen Schwulenbewegung, war sie autonome Einrichtung einer widerständigen Gegenöffentlichkeit. Heute ist sie Akademie mit komfortabler Unterbringung, wird von einer Stiftung getragen und hat als Heimvolkshochschule ihren Platz in der "am Gemeinwohl orientierten“ staatlich geförderten Erwachsenenbildung gefunden. Emanzipation und Partizipation sind die Schlüsselwörter einer Bildungsidee, der die Pioniere des Waldschlösschens damals wie heute verpflichtet sind.

"Waldschlösschen mitten drin" – das bedeutet Bildungsarbeit, Seminare und Veranstaltungen über schwule Identität, die Situation am Arbeitsplatz oder der Umgang miteinander, Diskussionen über Aids, die Probleme von Angehörigen oder die Herausforderungen an Schulen und Sozialarbeit. So dokumentiert dieses reichbebilderte, mit einer durchgängigen Chronik versehene Lesebuch, wie sich eine politische Bewegung und die schwullesbische Community innerhalb dieser Gesellschaft entwickelt haben, wie die Akademie zur Akzeptanz verschiedener Lebensstile und zur Neugier auf das Fremde als Bereicherung beigetragen hat und dies weiterhin tut.