Vorgehängte Fassaden an den Außenwänden der Fachwerkhäuser zählen zu den Auffälligkeiten der gesamten südniedersächsischen Region. Noch heute zeigen diese Außenwandbehänge eine besondere Vielfalt in der Verwendung unterschiedlicher Baumaterialien und in der Formgebung.
Der Großteil des erhaltenen Bestandes umfasst den Zeitraum zwischen 1875 und 1925. Außenwandbehänge bilden an ländlichen Wirtschaftsgebäuden wie Feld- und Hofscheunen sowie in Giebeldreiecken zahlreicher Wohnstallhäuser häufig die eigentliche Wandschale und dienten in erster Linie dem Witterungsschutz. Spätestens im 18. Jahrhundert wird dieser Wetterschutz an den Schaufassaden häufig repräsentativ ausgebildet. Die Formbarkeit des Tonmaterials und die verschiedenen Möglichkeiten der Farbgebung führten vor allem seit Mitte des 19. Jahrhunderts mit der Industrialisierung im Ziegeleiwesen auch zu einer besonderen Vielfalt des Angebotes an Behangziegeln.
Die Autoren Anja Schmid-Engbrodt und Thomas Kellmann (mit einem Beitrag zum Umgang mit historischen Außenwandbehängen in der Denkmalpflege) wie auch die Herausgeberin Landeskonservatorin Dr. Christiane Segers-Glocke möchten mit dieser Veröffentlichung verdeutlichen, welche ästhetischen und handwerklichen Werte in Form der historischen Wandbehänge unserer Umwelt täglich verloren gehen. Sie will dazu beitragen, dass diese Qualitäten von immer mehr Menschen erkannt und geschätzt werden.