Der von Leon Battista Alberti in einer Seitenkapelle der Florentiner Kirche San Pancrazio errichtete Heiliggrab-Tempietto wurde von der Forschung bisher fast ausschließlich als privates Grabmonument seines Stifters Giovanni Rucellai rezipiert. Die vorliegende Studie soll klären, weshalb Bauherr und Architekt den für das 15. Jahrhundert ungewöhnlichen Bautyp der Heiliggrabkopie bewußt aufgreifen – ein klarer Anachronismus im Angesicht der humanistischen Grabtradition in Florenz.
Um Anhaltspunkte über den Stellenwert einer Heiliggrabkopie im Kontext der Unionskirche zu gewinnen, zieht die Studie auch zeitgenössische dokumentarische und literarische Zeugnisse heran, die Aufschluß über Rezeption und Bedeutung des Grabes Christi im 15. Jahrhundert erlauben.