Alle Künstler arbeiten so lange sie eben können. Sie kennen keine Pensions- oder Altersgrenzen. Daß Christa Reinig, die im August achtzig Jahre alt wurde, immer noch schreibt und veröffentlicht, ist also eigentlich nichts Ungewöhnliches, und ist es doch. Sie ist seit über dreißig Jahren schwer krank. Der Morbus Bechterew hat sie gekrümmt. Von ihrem Leiden und dem Umgang mit einer Krankheit, die ihr den auf-rechten Gang geraubt hat, erzählt sie in dem Buch „Das große Bechterew-Tantra“ (1970) – es ist eines ihrer komischsten Bücher. Diese schonungslose Selbstironie findet man bei keinem anderen deutschen Dichter. Selbst Heinrich Heine war mit seiner „Matratzengruft“ harmlos dagegen.
Dieser Humor macht Hoffnung, und die kleinen philosophischen Betrachtungen, die in ihrem neuen Buch „Das Gelbe vom Himmel“ versammelt sind, zeigen eine Dichte-rin, die jung und jugendlich ist, die einen genauen Blick auf die Welt hat und in ihrer Weisheit so schnoddrig ist wie die Berliner Göre, die sie einmal gewesen sein muß.
Hanne Kulessa, Hessischer Rundfunk, Frankfurt