Seit jeher ist Rheinland-Pfalz ein Land der Gärten. Schon im Mittelalter umgaben die Burgen von Rhein, Mosel und Lahn zahlreiche Burggärten. Die schöne Lage dieser Region begünstigte auch die Ansiedlung zahlreicher Kirchen und Klöster mit den dazugehörigen großzügigen Gartenanlagen. Bis zu 350 Jahre alte Gärten mit ihren axialen Strukturen sind auch heute noch in der Eifel und am Rhein zu finden. Im 18. und 19. Jahrhundert entstanden zahlreiche Landschaftsgärten durch private und öffentliche Hand. Neben den Schlossparkanlagen und den Gärten der Frühindustriellen bauten Städte und Gemeinden Volks- und Kurparks im landschaftlichen Stil. Weit weniger bekannt sind die Ruinengärten und Felsengärten, die im 19. Jahrhundert im Zeichen der Romantik entstanden – der Rhein lieferte hierfür die ideale Kulisse. Die ruinösen Burgenbauten, zumeist im 17. Jahrhundert durch kriegerische Übergriffe zerstört, wurden damals zum verklärten Mittelpunkt einer aufwändigen Gartengestaltung. Im Zuge des Wiederaufbaus zu stattlichen Wohnburgen umgab man diese Bauten mit zeitgemäßen Gärten und bediente sich dabei bedeutender Gartenkünstler, darunter Friedrich Ludwig Sckell, Peter Joseph Lenné und deren Nachfolger. Diesem Vorbild folgten alsbald Weingutbesitzer und andere Kleinindustrielle –sie ließen sich ihre prachtvollen Villen ebenfalls mit aufwendigen Gartenanlagen verschönern. Hierbei scheute man weder Mühen noch Kosten. Etliche dieser Kleinode verbergen sich bis heute hinter hohen Weingutsmauern.

Auch Friedhöfe und Kirchhöfe geben Zeugnis vergangener Gartenkultur in Rheinland-Pfalz und spiegeln den jeweiligen Zeitgeist wider. Die axiale Anordnung der Begräbnisfelder wich Ende des 19. Jahrhunderts den auch zu Erholungszwecken parkartig angelegten Friedhöfen wie dem Wormser Hauptfriedhof. Ein spezielles Kapitel des Buches ist den Jüdischen Friedhöfen gewidmet, die mit der ihnen eigenen ewigen Ruhezeit dem Besucher als stimmungsvoller Ort der Stille dienen können.

Trotz der großen Anzahl verschiedenster Gärten in Rheinland-Pfalz sind nur wenige der Öffentlichkeit bekannt. Das Buch von Stella Junker-Mielke möchte helfen, den Interessierten die "Augen zu öffnen" für solche Kleinode der Gartenkunst und Inseln der Ruhe in einer immer hektischeren Zeit. Häufig dienen gerade öffentliche Parks und Gärten, etwa die Fasanerie/Tschifflick in Zweibrücken, Freizeitaktivitäten, ohne dass den Benutzern die historischen Besonderheiten solcher Orte bewusst sind. Andere Denkmäler der Gartenkunst wiederum liegen abseits der gängigen Routen, so der Garten des Weinguts Liebrecht in Bodenheim am Rhein, der Park des Frühindustriellen Friedrich von Gienanth in Eisenberg/Pfalz, die vielen Gärten in der Eifel (Malberg, Weilerbach), die Landschaftsparks von Schloss Molsberg im Westerwald und der Schaumburg bei Diez an der Lahn. Ihre wahre Schönheit zu begreifen, gelingt häufig nur mittels sachkundiger Führungen vor Ort, die stets größtes Erstaunen und Begeisterung hervorrufen. Dieses Buch möchte helfen, die geheimnisvollen Schönheiten dieser Gärten zu erkennen und sich anschließend vielleicht selber auf Spurensuche zu begeben. Viel Erfolg dabei!