Der Gewerkschaftsführer, Publizist und Bildungspolitiker Johannes Sassenbach (1866–1940) veröffentlichte 1906 bis 1912 in mehreren Folgen ein Verzeichnis der in deutscher Sprache vorhandenen gewerkschaftlichen Literatur. Es ist bis heute jedem Gewerkschafts- oder Sozialhistoriker unentbehrlich, der die drei Jahrzehnte vor dem ersten Weltkrieg ernsthaft untersucht. Für keine der späteren Perioden der deutschen Gewerkschaftsbewegung bis 1933 gibt es ein an Umfang und Erschließungstiefe vergleichbares Verzeichnis gewerkschaftlicher Literatur. Diese Tatsache deutet darauf hin, daß die Erarbeitung einer solchen Bibliographie an Bedingungen geknüpft ist, die nicht ohne weiteres jederzeit gegeben sind. Sassenbachs Lebens- und Bildungsweg sowie der Entstehungs- und Wirkungszusammenhang seines Verzeichnisses vermitteln Informationen und Denkanstöße für historisch interessierte Leserinnen und Leser. Eine statistische Analyse zeigt, was aus Sassenbachs Verzeichnis nach hundert Jahren noch herauszuholen wäre.Heute würde man ihn einen 'Insider' nennen. Wenn so ein Mensch – was sehr selten ist – eine laufende Bibliographie produziert, kann man sicher sein, daß seine Lebenserfahrung und sein internes Wissen am Ergebnis beteiligt waren.