Eine längst fällige Rekonstruktion der Geschichte eines unge-wöhnlichen Frauenkinoprojekts in der Schweiz: die nationalen Frauenfilmtage. Mit der Gründung des Vereins Frauenfilmtage Schweiz etablierte sich ab 1989 ein feministischer nationaler Kino- und Kulturanlass, der KinobesucherInnen während 15 Jahren einen umfassenden Einblick in das Filmschaffen von Frauen ermöglichte. Statt ein zentral organisiertes Frauen-filmfestival wie in anderen Ländern, organisierten die Schweizer Kinofrauen die Frauenfilmtage zeitgleich in Städten und länd-lichen Ortschaften der vier Sprachregionen der Schweiz.
Die Publikation KinoFrauenExperimente zeichnet nach, wie sich die Frauenfilmtage national verankern konnten, welche Ausstrah-lung sie hatten, was sie von Frauenfilmfestivals in den Nachbar-ländern unterscheidet und inwiefern der Kommerzialisierungs-schub der letzten Jahre in der Kinobranche sie schliesslich zu Fall brachte.
Eine Reise durch die Programmgeschichte und eine Filmographie zu den thematischen Filmprogrammen ergänzen den historischen Rückblick.
Journalistinnen, Wissenschaftlerinnen und Filmkuratorinnen diskutieren in Textbeiträgen Fragen wie: weshalb wurden Kinos im Zuge der sozialen Bewegungen der 1970er und 1980er Jahre für Frauen zu wichtigen Experimentierräumen? Welchen Wert haben Frauenkinoprojekte auf dem medialen Markt und warum sind Queerfilmfestivals attraktiver als Frauenfilmfestivals? Ein Interview mit der Filmemacherin, Produzentin und Drehbuchautorin Barbara Albert zeigt auf, mit welcher Selbstbestimmtheit eine junge Regisseurinnen-Generation sich im heutigen Kino behauptet.

Die Publikation richtet sich an LeserInnen, die an Geschlechterfragen und kulturpolitischen Themen interessiert sind. Sie möchte gesellschaftskritische Anregungen für die Genderforschung geben und möglicherweise Impulse für neue geschlechterbewusste Kinoprojekte. Darüber hinaus leistet KinoFrauenExperimente einen wichtigen Beitrag zur Überlieferung weiblichen Kulturschaffens.