Mit dem Überfall Hitler-Deutschlands auf die Sowjetunion im Juni 1941 begannen die sog. »schwarzen Jahre« des sowjetischen Judentums. Doch auch nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und der NS-Judenverfolgung blieb die jüdische Minderheit innerhalb des Sowjetstaates massiven Anfeindungen ausgesetzt. Es gehört zur Tragik jener Jahre, dass die Juden sich selbst als loyale sowjetische Patrioten verstanden, während sie vom stalinistischen Regime als »wurzellose Kosmopoliten« und Zionisten attackiert wurden. Aus den Erfahrungen von Holocaust und Antisemitismus begann sich nach Jahrzehnten der Assimilation ein jüdisches Zusammengehörigkeitsgefühl und Nationalbewusstsein zu entwickeln, dessen Existenz wiederum das stalinistische Regime auf den Plan rief. Die wechselseitigen Beziehungen von Juden, Mehrheitsbevölkerung und Regime sind das Thema dieser Studie. Im Zentrum stehen die sowjetischen Juden selbst: ihre gesellschaftlichen Aktivitäten, Vorstellungen, Hoffnungen und Emotionen, ihr Selbstverständnis als Juden und ihr Verhältnis zum Sowjetstaat.