Mit dem Ende des Kaiserreichs standen die evangelischen Kirchen in Deutschland vor großen Herausforderungen. Dieser Umbruch prägte auch die Kirchentage, die in der Weimarer Republik ein synodales Gremium des Deutschen Evangelischen Kirchenbundes waren. Bormuth zeigt in seiner gründlichen Untersuchung erstmals umfassend, welch hohen Einfluss die Kirchentage als bedeutendstes Diskussionsforum des deutschen Protestantismus auf die kirchliche Entwicklung zwischen Revolution 1918 und nationalsozialistischer Machtergreifung 1933 ausübten. Nahezu alle strittigen Fragen und Probleme dieser Epoche wurden auf den Kirchentagen 1919, 1921, 1924, 1927 und 1930 ausführlich (und auch kontrovers) debattiert ? nicht ohne Folgen für Politik und theologische Orientierung der Landeskirchen. So blieb der Mehrheitsprotestantismus, dessen Positionen sich auf den Kirchentagen abbildeten, gegenüber der demokratischen Republik bis zu deren Ende distanziert.