Marcel Prousts "A la recherche du temps perdu" ist nicht nur einer der großen Zeitromane der Weltliteratur, sondern auch der Brennspiegel einer reglementierenden Sexualmoral sowie der diskursiven Biopolitik um die vorletzte Jahrhundertwende. Schillernde Figuren wie der Baron de Charlus oder die rätselhafte Albertine bevölkern das fiktionale Universum der "Recherche" und verkörpern Prousts subversive Geschlechtergrammatik, die aus der Sicht literaturwissenschaftlicher Gender Studies eine frappierende Aktualität hat. Auf der Basis diskursanalytischer und gendertheoretischer Methoden wird eine Re-Lektüre von Prousts opulentem Gesellschaftspanorama vollzogen, die den erotischen Maskeraden, die mitunter bis in die Textur des Romans vordringen, ihre Geheimnisse zu entlocken versucht.