Gerade Teenager sehen Daily Talk und neuere, ähnliche TV-Formate im Nachmittagsprogramm. Ob diese Shows tatsächlich Informationen vermitteln, rein persönliche Standpunkte vorstellen oder schlicht plattes Gerede senden, sei dahingestellt. Jedenfalls nehmen die Gesprächsinhalte zumeist im-, aber auch explizit politische Dimensionen an. Anhand von Streitfragen treffen darin kontroverse Meinungen aufeinander, mit denen sich der Zuschauer mehr oder weniger auseinandersetzt. Trotz ihrer Besonderheiten und ihrer manipulatorischen Vorgehensweise sind tägliche Talkshows ein spezifisches Abbild gesellschaftlicher Wirklichkeit. Und das sowohl passiv als Ausdruck des Zeitgeistes, wie auch aktiv diesen mitprägend. Mag ein solches Zuschauerinteresse auch vom Phänomen selbst mit hervorgerufen worden sein, so trifft das ausgestrahlte große Angebot offenbar vorhandene Bedürfnisse der Jugendlichen selbst. Verena Jendro geht angesichts der großen Reichweiten entsprechender Sendungen dem Phänomen in diesem Buch politikwissenschaftlich nach. Sie fragt: Sind Daytime Talkshows ein politisches Phänomen unserer Zeit oder lediglich ein dekadentes Produkt der Überflussgesellschaft? Erfüllen sie eine individual- wie sozialpsychologische, somit ebenso politische Aufklärungs- oder zumindest Ventilfunktion, oder dienen sie allein der Unterhaltung? Und welchen politischen Einfluss übt dieses Phänomen aus?