Warum unterscheiden sich die beruflichen – und familiären – Lebenswege von Männern und Frauen nach wie vor so grundlegend voneinander, obwohl sich die Geschlechter in ihrer Bildung und Ausbildung immer weiter angenähert haben? Eine Lebensplanung, die eine Berufstätigkeit einschließt, ist heute auch für die meisten Frauen selbstverständlich. Dennoch kann von einer gleichberechtigten Aufteilung von Haus- und Erwerbsarbeit zwischen Frauen und Männern bisher nicht die Rede sein – trotz der aktuellen politischen Diskussionen um eine stärkere Einbeziehung der Väter in die Elternzeit und die Bemühungen um ausreichende Betreuungsplätze in Kindertagesstätten.
Doch wie lässt sich das Überdauern der traditionellen Rollenaufteilung in der Familie erklären?

Im Gegensatz zu bisherigen Studien zur Berufs- und Lebensplanung, die sich meist auf das junge Erwachsenenalter beziehen, in dem eine erste Berufwahl bereits stattgefunden hat, und die zudem fast ausschließlich die weibliche Berufs- und Familienorientierung fokussieren, kommen in diesem Band weibliche und männliche Jugendliche am Ende der Sekundarstufe 1 zu Wort.

Schülerinnen und Schüler an Mädchen-, Jungen- und gemischtgeschlechtlichen Schulen im Köln-Bonner-Raum äußerten sich in Interviews und Fragebögen zu ihren beruflichen und privaten Zielen und zu ihren Einstellungen und Plänen bezüglich der Vereinbarkeit von Beruf und Familie in ihren künftigen Partnerschaften.

Insbesondere die Befragung mittels verschiedener Familienrollen-Modelle (Vignetten) ergab Hinweise auf mögliche Ursachen und Hintergründe für das Überdauern der traditionellen Rollenteilung. Zudem ermöglichte die Auswertung der geäußerten Lebensziele und –planungen eine vorsichtige Prognose, wie die Aufteilung der Bereiche Beruf und Familie in künftigen Partnerschaften aussehen könnte bzw. welche Abstimmungsarbeit von den späteren Partnerinnen und Partnern zu leisten sein wird.