Die Untersuchung versucht eine Poetologie des Dialogs bzw. eine Poetik der Begegnung im Werk Celans zu entwerfen, im Zusammenhang mit dem Thema der Identität und Alterität eines Ich und eines Du, die sich in immer neuen Variationen präsentieren. Die Begegnung zwischen diesen beiden Gestalten definiert sich durch Fremdheit und erscheint manchmal sogar paradox. Im Licht des dialogischen Prinzips von Martin Buber und der ethischen Phänomenologie von Emmanuel Lévinas werden Richtungen zum Ort der Sprache und des poet(olog)ischen Textes gesucht. Das Dialogische nimmt bei Celan auch die Form kommunizierender Gefäße an, zwischen verschiedenen Gedichten, also auf noch immanenter Ebene, und zwischen den Gedichten und Erinnerungen an Literatur, Philosophie, Religion, Geschichte und persönliche Erfahrungen, also mit transtextuellem Bezug. Die Grundfrage lautet, wie die dialogische Öffnung des Gedichts mit dessen scheinbarer Autonomie koexistieren kann und darüber hinaus damit, dass diese Texte, wie häufig angenommen, opak, ja sogar hermetisch sein sollen.