Im Jänner 1939 wurde in Wien, als Nachfolger des von den Nationalsozialisten geschlossenen Etablissements „Literatur am Naschmarkt“, das „Wiener Werkel“ gegründet, das sich als Kleinkunstbühne bis 1944 hielt, vor allem weil der Direktor, Adolf Müller-Reitzner, ein Parteigenosse war. Trotzdem zeigen viele der am „Wiener Werkel“ aufgeführten Stücke ein erstaunliches Maß an satirischer Kritik an den Verhältnissen im nationalsozialistischen Deutschland, was im März 1941 dazu führte, dass der in Wien weilende Joseph Goebbels dem Direktor eine lange Strafpredigt hielt und mit dem KZ drohte.
Die Autorin Anita Wolfartsberger untersucht vor allem eine bestimmte, am Wiener Werkel gepflegte Dramenform − das „Mittelstück“ − und kommt zu einem ausgewogenen Urteil, das weder eine Verherrlichung der Mittelstücke als mutige Texte des Widerstands vornimmt noch dem negativen Urteil zustimmt, hier sei ausschließlich ein letztlich system-affirmatives Wienerisches Raunzen zu konstatieren. Die Situation ist, wie meist, komplizierter.
Das Buch richtet sich an Kultur- und Literaturhistoriker, aber auch an alle, die an der kulturellen Situation im Dritten Reich interessiert sind.
Wynfried Kriegleder, Universität Wien