Immer mehr entdeckt das westliche Christentum für sich die Schätze der ostkirchlichen Spiritualität. Einer ihrer einflussreichsten Vertreter ist der von der Orthodoxie als heilig verehrte Nil von Sora (1433–1508). Vom Berg Athos brachte er nach Russland das Herzens- oder Jesusgebet, das auch im Westen weite Verbreitung gefunden hat. Sein "Lebensbuch" will Mönchen wie gewöhnlichen Christen eine Hilfe sein, nach dem Bild Gottes zu leben. Es leitet dazu an, die eigenen Leidenschaften und Hauptlaster zu erkennen und erfolgreich dagegen anzukämpfen. So werden Herz und Verstand neu geordnet und Raum geschaffen für das Wirken des Geistes. Die positiven Folgen sind echtes Gebet und eine wahrhaftige Lebensführung im Licht Gottes. Die grundlegenden Gedanken und praktischen Anweisungen haben von ihrer Gültigkeit bis heute nichts eingebüßt. Auch Menschen unserer Zeit, die auf der spirituellen Suche sind, lesen sie mit Gewinn und entdecken in ihnen Richtschnur und Wegweisung.