Das Anliegen dieses Buches ist ein doppeltes. Zum einen spürt es dem politischen Möglichkeitenhorizont nach, wie ihn die Ästhetik der Klassischen Moderne in sich birgt. Zum anderen wird gezeigt, dass dieser Horizont die Möglichkeit des politischen Totalitarismus – des Nationalsozialismus zumal – nicht aus-, sondern einschließt. Wichtige, ja kanonische Texte der deutschsprachigen Literatur der Klassischen Moderne weisen einen Richtungssinn genuin moderner ästhetischer Autonomie auf, der sich gerade auch in der Dimension des Politischen zur Wirkung bringen soll: Aufgrund ihrer ästhetischen Struktur – und eben nicht wegen ihrer manifesten Aussagegehalte – haben diese Texte jenen Denkraum (mit-) eröffnet, innerhalb dessen sich auch der Nationalsozialismus als politisches Projekt situiert hat, und zwar seinerseits als ein solches, das sich nirgendwo anders als in der Dimension des Ästhetischen fundiert sehen wollte. Das politische Imaginäre dieses nationalsozialistischen Projekts – unter Einschluss seiner verhängnisvollen rassistischen Auswirkungen – gehört so einer bestimmten, bis heute jedoch nur zu gern marginalisierten Richtung der Moderne irreduzibel zu.