Die persönliche Erfahrung des Konzentrationslagers ist zentrales Thema im literarischen Werk des spanisch-französischen Schriftstellers Jorge Semprún. Als Kommunist und Mitglied der Résistance war er von Januar 1944 bis April 1945 in Buchenwald inhaftiert. 1963 erschien sein erster autobiographischer Roman »Die große Reise«. Sein spätes Buch »Schreiben oder Leben« (1992) gehört zu den bekanntesten Werken der sogenannten Lagerliteratur. Ulrike Vordermark macht diese individuelle Erfahrung des Lagers zum Gegenstand einer historischen Untersuchung, die die literarische Form der insgesamt vierzehn Romane ebenso einbezieht wie ihr theoretisches Potenzial und dabei immer auf eine geschichtliche Kontextualisierung zielt. Es zeigt sich, dass das Zeugnis Semprúns nicht nur als Ausdruck subjektiven Erlebens gelesen werden kann, sondern ebenso kollektive Aspekte benennt und namentlich durch die Zugehörigkeit zur Gruppe der politischen Häftlinge zutiefst geprägt ist.