Das Erzählen ist nicht eine bloße Form der Vermittlung von historischem Wissen, sondern bestimmt die Erkenntnis von Geschichte entscheidend mit. Erst durch die Darstellung und Deutung in der Geschichtsschreibung erhält vergangenes Geschehen eine fassbare Gestalt. Philipp Müller zeigt an drei der bekanntesten Historiker des 19. Jahrhunderts, dass ihre Werke aus einer unmittelbaren Auseinandersetzung mit den ästhetischen Vorstellungen ihrer Zeit entstanden. Ästhetische Verfahren werden damit zugleich als empirischer und historisch wandelbarer Bestandteil von historischer Erkenntnis deutlich. Die Verbindung von Geschichtswissenschaft und Kunst in der Historiographie von Leopold Ranke, Jacob Burckhardt und Hippolyte Taine unterlag selbst einem Prozess beständiger Veränderung. Die Berücksichtigung der wissenskulturellen Entstehungskontexte ihrer Werke macht den Wandel der Formen ästhetischer Geschichtsdeutung nachvollziehbar und erlaubt zugleich wichtige Rückschlüsse auf die Geschichtswissenschaft des 19. Jahrhunderts.