Im 19. Jahrhundert wurde Ostwestfalen von einer tief greifenden Erweckungsbewegung erfasst. Der Glaube formte nicht nur die Gottesbilder der Menschen und brachte das kirchliche Leben zu neuer Blüte. Inmitten des rasanten Wandels dieser Jahrzehnte bestimmte er auch ihre Einstellungen zu Beruf, Ehe und Familie und prägte ihre Vorstellungen davon, was es heißt, ein Mann oder eine Frau zu sein. Veronika Jüttemann rekonstruiert in diesem Band eine Lebenswelt, die der gängigen These der Feminisierung der Religion widerspricht: Männer und Frauen waren im Glauben vereint, entwickelten hieraus jedoch ganz unterschiedliche Lebensentwürfe. Mit langfristigen Folgen für die moderne Gesellschaft entstand so ein protestantisches Milieu, das zwar stark geschlechtlich differenziert, aber keineswegs von einem Geschlecht dominiert war.