Das geographisch definierte und ideell begründete Konstrukt »Deutschlands Mitte« wurde seit dem 19. Jahrhundert in unterschiedlicher Weise erinnerungskulturell aufgeladen und zu einem Wertezentrum der Nation stilisiert. In manchen Denkmodellen avancierte dieser imaginierte Raum gar zum Herzen Europas. Wissenschaftler verschiedener Disziplinen gehen in den hier versammelten Beiträgen diesem Phänomen nach, fragen aber auch in vergleichender Perspektive nach der erinnerungskulturellen Aufwertung weiterer europäischer Räume und Regionen wie Frankreich, England, Ost- und Südosteuropa. Dabei geht es um das Problem der Vernetzung von Regionalität, Nationalität und Internationalität und damit auch um transnationale und transdisziplinäre Diskurse. Den Analysen kommt vor dem Hintergrund der Debatte um geschichtliche und kulturelle Ressourcen, Wurzeln und Werte eines in Vielfalt geeinten Europas insofern grundlegende Bedeutung zu, als die Vorbedingungen der aktuellen Diskussion bisher kaum im Zusammenhang untersuchtwurden.