Ein aufgefundenes Konvolut von Glasnegativen mit Pflanzenaufnahmen aus der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen bildet den Ausgangspunkt der aktuellen Fotoserie Formation von Erik Niedling (*1973 in Erfurt), der monatelang die Platten studierte, reproduzierte, um dann eine von ihm getroffene Auswahl in neue, großformatige Abzüge zu verwandeln: Die Tradition wird wiederholt, durch ein subtiles Arrangement verwandelt sich die Rekonstruktion jedoch in Dekonstruktion. Es entsteht eine visuelle Kippfigur, die den Betrachter zu der nicht entscheidbaren Frage führt, ob es sich nun um Positive oder Negative, um Dokumente oder Kunstwerke, um historisches Material oder seine künstlerische Neugestaltung handelt.
'Erik Niedling gelingt', so Bernd Stiegler, 'etwas Wunderbares und zugleich höchst Befremdliches: Er treibt aus den neusachlichen Photographien ihr ästhetisch-epistemologisches Programm heraus und belässt sie doch in einem eigentümlichen Zwielicht – im gespenstisch schönen und dunkel leuchtenden Licht der Photographie. Und in diesem Licht beginnt auch unsere Kulturgeschichte neu zu leuchten.'

Ausstellung: Hamish Morrison Galerie, Berlin 28.6.–2.8.2008