Erziehungsratgeber stellen innerhalb der Erziehungstradition einen wichtigen Forschungsgegenstand dar, der künftig stärker in den Blick wissenschaftlicher Bemühungen gelangen muss. Bislang sind sie noch weitestgehend unerforscht. Wie wichtig die Aufhellung dieses Bereiches ist, wird deutlich, wenn man sich überlegt, dass es wohl weniger wissenschaftliche als vielmehr populärpädagogische Schriften waren, die von Eltern/ Laien gelesen wurden und deren praktisches Handeln – und damit diesen Bereich der Erziehungspraxis – beeinflussten.
Ausgangspunkt dieser Analyse sind Erziehungsratgeber in Buchform, die (zumindest implizit) an Mütter gerichtet wurden und aus der Zeit der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus stammen – Bücher deshalb, weil sie zu dieser Zeit das populärste Medium darstellten. Ziel ist es, herauszuarbeiten, was die jeweiligen Autoren unter Pflege und Erziehung verstanden, welches Mutterbild sie fokussierten und welche Ziele sie dabei verfolgten.
Zentrale Fragestellung dieser Arbeit ist, ob sich Kontinuitäten bzw. Diskontinuitäten in den ausgewählten Erziehungsratgebern der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus finden, insbesondere in Bezug auf das vermittelte Mutterbild und die dargestellten Pflege- und Erziehungsvorstellungen.