Kinder rupfen Gras und Löwenzahn im Garten und legen beides in eine Zinkbadewanne. Anschließend setzen sie ein paar Weinbergschecken hinein und meinen, die Tiere nun glücklich gemacht zu haben. Wo könnte es ihnen besser gehen? Doch als sie einige Stunden später nach den Tieren sehen, sind alle verschwunden. Das Spiel wiederholt sich, die Schnecken werden in die Wanne gesetzt, doch immer wieder reißen sie aus, bis die Kinder begreifen: Das Paradies ist nicht jenes, das wir ihnen zuweisen.
Ein junger Mann, Lebensphilosoph, erlebt seine erste Freiheit in der DDR: „Wir hatten uns Karfreitag 1982 an der Autobahnauffahrt verabredet. Morgens um acht. Eine Gruppe von jungen Männern, die sich allesamt als Revolutionäre verstanden und sich Kommunisten nannten. Das war nicht so einfach, 1982 in der DDR.“ Sie trinken „Branntwein“ zu 1,65 Mark den Liter, sie trampen weiter zur Wartburg mit einer Mandoline im Gepäck, auf der sie gar nicht spielen können.
Nach der Wende siedelt der Erzähler über in die Bankenmetropole Frankfurt am Main und begegnet den Spontis, für die Kommunismus nichts als eine Attitüde ist. Jan Kuhlbrodt erzählt mit großer Leichtigkeit Geschichten aus einer Zeit des Umbruchs, Geschichten aus seiner Kindheit und Jugend, die voller Selbstironie und Melancholie sind und in denen sich der Erzähler auf die Suche nach seinem Paradies begibt – jener Zinkbadewanne, aus der man doch bei der erstbesten Gelegenheit wieder herauskriecht.

„Schneckenparadies ist eine große Erzählung, die sich aus den kleinen Erzählungen des Lebens ergibt. Essaykunst in der Tradition von Montaignes Icherhebung in Spannung zu den großen Behauptungen der Geschichte, Abschweifungen gleichsam zur genaueren persönlichen Erfahrung.“
Hugo Dittberner