In kaum zehn Jahren setzte das NS-Regime die völlige Isolierung der jüdischen Bevölkerung bis hin zu ihrer Deportation und Ermordung durch, ohne dass die Mehrheitsgesellschaft hiergegen nennenswerten Widerstand leistete. Wie es dazu kommen konnte, ist nach wie vor ein vieldiskutiertes Problem. Viel spricht dafür, eine Antwort im alltäglichen Zusammenleben von jüdischen und nichtjüdischen Deutschen zu su-chen. Das tut Marlene Klatt, am Beispiel der drei Gemeinden Arnsberg, Hagen und Niedermarsberg. Sie beschreibt den gewachsenen gesellschaftlichen Antisemitismus und zeigt konkret, welchen Anteil die lokale Gesell-schaft an der Verdrängung der jüdischen Minderheit aus dem öffent-lichen Leben hatte. Auch der Nachgeschichte widmet sie sich. Wie weit gelang es der 'Wiedergutmachung', die Verfolgungstatbestände auszugleichen? Wie ernsthaft war dieser Versuch überhaupt und wie reagierten Opfer und Täter? Der Band untersucht zudem, was mit den 'arisierten' Vermögen geschah und wie man den Opfern nach 1945 begegnete. Ziel ist die Beantwortung der umstrittenen Frage, welchen Stellenwert die 'Wiedergutmachung' für jüdische Verfolgte in der deutschen Nachkriegsgesellschaft besaß und inwieweit die Opfer und ihr Schicksal von der Mehrheitsgesellschaft akzeptiert wurden.