In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erlebte Deutschland drei radikale Umbrüche der staatlichen Ordnung, auf die die öffentliche Verwaltung mit größter Beharrungskraft reagierte, vor allem hinsichtlich ihrer organisatorischen und personalen Strukturen, während sie sich andererseits flexibel an die jeweili-gen neuen Verhältnisse anpasste. Hedwig Schrulle geht am Beispiel der westfälischen Bezirksregierungen Münster und Minden/Detmold der Frage nach, welche Funktionen den behördlichen Apparaten im diktatorischen Machtstaat und im demokra-tischen Staat zugedacht waren und in welchem Umfang sie diesen nachkamen oder ihnen entgegenarbeiteten. Sie rekonstruiert und analysiert am Beispiel von Aufgabenfeldern wie Personalpolitik und Bau-, Schul- und Medizinalverwaltung das Handeln dieser Mittelinstanzen. Die Auto- rin zeigt, welchen Beitrag die Bezirksregierungen zur nationalsozialisti-schen Durchdringung der Gesellschaft leisteten und in welchem Ausmaß sie sich nach 1945 um eine personelle und 'ideelle' Entnazifizierung be-mühten.