Der Protestantismus hat nach der Aufklärung einen spannungsvollen Prozess des Gestaltwandels seiner kulturellen Präsenzformen durchlaufen. In Konzepten der 'Christentumstheorie' wurde versucht, die Ausdifferenzierungsprozesse in der neuzeitlichen Religionskultur so zu verarbeiten, dass einerseits die Kontinuität mit der Christentumsgeschichte gewahrt blieb, andererseits neue Ausdrucksgestalten von Religion anerkannt werden konnten. Ansätze zu einer Theorie institutionellen Wandels wurden in diesem Rahmen ebenso erarbeitet wie Grundlagen für eine Kulturhermeneutik. Integraler Bestandteil dieser Deutungs- und Legitimationsmunster war die Konstruktion von Geschichtsbildern als Mittel zur Selbstverortung im historischen Verlauf. Kontrovers diskutiert wurde dabei die Stilisierung von Kontinuität und von Brüchen. An diese Tradition christentumstheoretischer Reflexion knüpfte Trutz Rendtorff mit seinem 1972 veröffentlichten Aufsatzband 'Theorie des Christentums' an. Auf einer Tagung zum 75. Geburtstag Rendtorffs wurden in Dresden die Leistungskraft und Grenzen dieser christentumstheoretischen Tradition diskutiert. In den Beiträgen des vorliegenden Bandes stehen deren historische wie systematische Impulse für Geschichtsschreibung und Kulturanalyse im Zentrum.