Der Holocaust stellt die Fähigkeit von Literatur radikal in Frage. Ist das „Unsagbare“ sagbar oder tritt das Geschehen hinter seine Beschreibung zurück? Kann Literatur, im Gegensatz zu oft unbeholfen wirkenden Ritualen sowie dem mitunter zum reinen Lippenbekenntnis verkommenden „Nie wieder“ der Politik, geeignetes Gefäß für die Erinnerung bieten oder begeht sie Verrat an den Opfern, indem sie das Grauen konsumierbar macht? Andererseits, wer kann sich die fragwürdige Autorität anmaßen, Überlebenden eine Darstellung zu verbieten? Seit Beginn ihres Entstehens ist Literatur über den Holocaust mit der Frage verbunden, ob zulässig ist, was sie de facto tut. Elisabeth H. Debazi setzt sich mit dem Verlauf des Diskurses über diese Fragen auseinander und versucht, sich den Schwierigkeiten, Anforderungen und Möglichkeiten eines solchen Schreibens, auf Grundlage so unterschiedlicher Texte wie Fred Wanders „Der siebente Brunnen“, Ruth Klügers „weiter leben“ und Edgar Hilsenraths Roman „Nacht“, anzunähern.