Das Jahr 1806 gilt als Epochenjahr der deutschen Geschichte. Aber sahen das auch die Zeitgenossen so? Hatten die Franzosen, Engländer, Russen und Italiener nicht vielleicht eine ganz andere Sicht auf das Ende des Alten Reichs als die Deutschen? Der auf eine Sektion des Konstanzer Historikertags von 2006 zurückgehender Band nimmt die Vielfalt der Bilder vom Ende des Alten Reichs europäisch vergleichend in den Blick. Er thematisiert die Reichsinnensicht ebenso wie den Kaiserhof und Österreich, Reichsitalien und die Kurie, Frankreich, Großbritannien und Russland. Untersucht werden sowohl die zeitgenössischen Sichtweisen auf das Geschehen um 1806 in Presse und Publizistik als auch die Wahrnehmungen und Deutungen des Reichsendes in der 'großen Politik'. Methodisch leistet der Band einen Beitrag zu der Diskussion über die Bedeutung zeitgenössischer Sichtweisen für das historische Urteil. Zeitgenössische und zugleich europäische Perspektiven regen dazu an, die nationale Epochengrenze 1806 kritisch zu überprüfen − und damit womöglich auch die Frage nach dem Ende der Frühen Neuzeit neu zu stellen.