Als 1839 Louis Daguerres revolutionäres Verfahren vorgestellt wurde, galt die Reproduktion von Kunstwerken sofort als vielversprechende Anwendung. Tatsächlich sollte es noch fünfzig Jahre dauern, bis qualitätvolle Abzüge in Serie hergestellt und Bücher fotografisch illustriert werden konnten. Für die Kunstgeschichte war der Fortschritt bahnbrechend: Erst die Möglichkeit, Kunstwerke durch Fotografien miteinander vergleichen zu können, schuf die Grundlage einer modernen und methodisch gefestigten Geisteswissenschaft. Neben den Fachbibliotheken entstanden nun auch die großen, spezialisierten Fotoarchive. Das neue Medium brachte aber auch neue, bis heute aktuelle Probleme, wie die trügerische Suggestion von Objektivität oder die wechselseitige Überlagerung von Original und Reproduktion. Die im Band versammelten Beiträge beschäftigen sich mit den wissenschaftsgeschichtlichen Aspekten dieser ambivalenten Geschichte, die mit der digitalen Fotografie einen neuen Höhepunkt erreicht hat.