Napoleon verliert seine letzte Schlacht – gegen die Touristen, die scharenweise seinen Sarkophag im Invalidendom besuchen. Nur eine bizarre Fantasie? Nicht in Jochen Stückes „Pariser Album“. Dahinter verbirgt sich kein Dossier hübscher Ansichten, sondern eine Reise in Bildern, die mitten hinein in die Erinnerungsräume der französischen Kapitale führen. In dem seit 2004 entstehenden Zyklus erkundet der Zeichner und Grafiker Jochen Stücke das komplexe Netzwerk einer Kultur, die selbst voller Anspielungen und Querverbindungen ist. Stückes Verfahren ist historisch orientiert, entspricht aber einem überaus modernen Denkansatz. Eine Kultur als Diskurs, als nicht eingrenzbares Geflecht der Themen und Bedeutungen – diesem Muster folgt der Künstler bei seinen Recherchen durch Romanwelten, die Paris behandeln, bei Erkundungsgängen durch die Stadt und ihre Museen. Das Ergebnis sind Bildwelten voll unerwarteter Begegnungen: Diderot grüßt Molière, Hitler öffnet Rodins „Höllentor“, Degas als Voyeur im Boudoir. Jochen Stückes Bilder bieten eine faszinierende Reise durch eine Welt der Assoziationen und Erinnerungen.