Flughafen-Neubauten, Windkraftanlagen oder andere Industrieansiedlungen sorgen häufig für heftige Konflikte zwischen den beteiligten Interessensgruppen. Betrachtet man diese Diskussionen genauer, so fällt auf, dass sie sich an verschiedenen Orten in Verlauf, Intensität, Akteuren und Argumentationen stark unterscheiden. Diese lokalen Besonderheiten lassen sich für moderne Gesellschaften nicht mehr mit territorialisierten Kulturen und Mentalitäten der Bevölkerung erklären. Vielmehr werden die lokalen presseöffentlichen Diskussionen heute etwa von aktuellen nationalen Debatten bestimmt. Welche Faktoren beeinflussen Umweltproteste und ihre Argumentation außerdem?
Dieser Frage geht Günther Weiss mit einem lebensweltlichen Ansatz nach. In seiner diskursanalytischen Studie untersucht der Autor die Ansiedlung von emissionsintensiven Sulfatzellstofffabriken in Deutschland zwischen 1950 und 2005. Da er für die jeweiligen Fallbeispiele auch alle weiteren Umweltkonflikte im räumlichen und zeitlichen Umfeld als Kontext betrachtet, eröffnet sich zugleich ein spannender Blick auf 55 Jahre deutsche Umwelt(protest)geschichte „von unten“.