Der deutsche Maler und Graphiker der klassischen Moderne Ernst Wilhelm Nay ist vielen durch sein Frühwerk bekannt. Der Katalog hingegen befasst sich, beginnend mit den 'Augenbildern' von 1964, mit der späten Schaffensphase des Künstlers und veranschaulicht anhand von ausgewählten Arbeiten und erläuternden Beiträgen die unbekannte Seite des bekannten Malers.

Das innovative Spätwerk von Ernst Wilhelm Nay gehört zu den unbekannteren Abschnitten seines umfangreichen Œuvres. Der vorliegende Band konzentriert sich erstmals auf seine Arbeiten der 1960er Jahre, beginnend mit den drei berühmten großformatigen 'Augenbildern', die Arnold Bode auf der documenta III 1964 in spektakulärer Hängung nicht wie üblich an den Wänden, sondern an der Decke präsentiert hatte. Nay gehörte danach zu den meist diskutierten Künstlern in Deutschland. Anschließend an die documenta schuf er bis zu seinem Tod 1968 eine völlig neue Gruppe von Gemälden, die in ihrer Klarheit und Reduktion heutige Tendenzen der Kunst vorweg zu nehmen scheinen. Die in Serien angelegten Arbeit mit großen Formaten, leuchtenden Farben und in den Raum ausgreifenden Formen gehören aus heutiger Sicht zu seinen bedeutendsten Arbeiten, wurden aber aufgrund der historischen Situation bislang weniger rezipiert als seine Bilder der Nachkriegszeit, als deren typischster Künstler er in Deutschland häufig betrachtet wurde. Das Katalogbuch richtet somit einen neuen und überraschenden Blick auf den bekannten Maler. Eine Auswahl von rund 85 bislang wenig bekannten und sehr reizvollen schwarzweißen Zeichnungen runden die Vorstellung von Nays Spätwerk ab.
In drei Beiträgen von Ingrid Pfeiffer, Katja Blomberg und Elisabeth Nay-Scheibler werden Hintergründe zur historischen Situation, Nays Werkentwicklung und seinem Einfluss auf heutige Tendenzen untersucht.