Utopien sind Fluchten der Phantasie und des Intellekts. In utopischen Gesellschaften sind die Probleme der menschlichen Gesellschaft gelöst: Soziale Ungerechtigkeit, Ausbeutung und institutionalisierte Ungleichheit sind ihnen unbekannt. Nur hier, so scheint es, kann der Mensch das wahre Gemeinwesen leben, wie es der junge Marx formuliert hat.
Diese Untersuchung versucht ein Grundmuster utopischer Entwürfe aufzuzeigen: Die Vita-Communis-Idee, also das Ideal vom gemeinschaftlichen Leben in allgemeiner Gleichheit, wie es v.a. monastischen Kommunitäten zu Grunde liegt. Dabei wird ein Vergleich zwischen der berühmten Utopia des Thomas Morus‘ und der weitgehend unbekannten Reformschrift des sog. Oberrheinischen Revolutionärs unternommen, in dem die utopischen Momente der Schriften über die Vita-Communis-Idee herausgestellt werden. Die Absicht dieser Arbeit ist es, die Vita-Communis-Idee als Konzept vorzustellen, mit dem die Utopieforschung analytisch arbeiten kann, ohne in die Falltüren allzu enger Epochenbegriffe zu geraten, die die wissenschaftliche Diskussion über Utopien immer noch bestimmen.