"Amalie Elisabeth war unstreitig die größte Fürstin ihres Jahrhunderts. […] Ihre reifen Pläne und ihre weise Regierung verkündigen der Nachwelt ihren hohen Geist, und ihre seltenen häuslichen Tugenden thun ihre edle Gesinnung kund“, heißt es in der einzigen Biographie der hessischen Landgräfin aus dem 19. Jahrhundert.
Amelia Elisabeth von Hessen-Kassel hat die Zeit des Dreißigjährigen Krieges und Westfälischen Friedens mit ihrer Politik sowie ihrer Persönlichkeit geprägt. Mitten im Krieg übernahm sie 1637 nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes Wilhelms V. die Regentschaft für den noch unmündigen Sohn und regierte bis zu ihrer Abdankung im Jahre 1650 mit großer Durchsetzungsfähigkeit und politischem Scharfsinn.
Mit einem methodischen Zugang zum Leben und Wirken, Denken und Handeln der Regentin, der sowohl die historische Persönlichkeit in ihren zeittypischen politischen, sozialen und kulturellen Strukturen erfasst und vergegenwärtigt als auch Einblicke in die inneren Abläufe und das Funktionieren eines Regierungssystems gibt, leistet die Arbeit einen Beitrag zur Diskussion um neue Formen der historischen Biographie. Als theoretischer Leitfaden dient das von englischen Juristen im 16. Jahrhundert erstmals systematisch dargestellte Konstrukt des doppelten königlichen Körpers – hier erweitert um einen dritten, den in der öffentlichen Wahrnehmung existierenden Körper.