Das Filmmelodram gilt seit rund 100 Jahren als populäre Form des bürgerlichen Erzählkinos. Besonders im Nationalsozialismus zeigte sich außerdem seine Funktionalisierbarkeit für ideologische Kontexte - in affirmativer wie in subversiver Absicht.

Die Arbeit untersucht die Verortung melodramatischer Spielfilme zwischen bürgerlicher Kultur und nationalsozialistischem Kunstanspruch. In kompakten Überblicksdarstellungen wie in detaillierten Einzelanalysen rekonstruiert die Autorin die jeweiligen Rezeptionsbedingungen zwischen soziopolitischen Realitäten und mentalen Verfasstheiten der "Volksgemeinschaft". Dies wird als Schlüssel zu der Frage verstanden, wie die Filme und die in ihnen entworfenen Welt- und Wertemodelle von ihrem Publikum verarbeitet wurden. Die hier erstmals unternommene Untersuchung der gesamten melodramatischen Filmproduktion der NS-Zeit überprüft das Konzept eines kohärenten "Genres". Sie ermöglicht zudem das (Wieder-)Entdecken heute nahezu unbekannter Filme und zeichnet spezifisch melodramatische Oeuvres von Regisseuren und Darstellern nach.