Wunderkammern in der Renaissance, Schausammlungen und Kabinette im 18. Jahrhundert, Wunderkammern heute – Gabriele Beßler analysiert das historische Phänomen und zeigt, wie zeitgenössische Künstler darauf reagieren und Neues formulieren./ Wunderkammern waren nicht nur Sammlungsorte, sondern auch Inszenierungen und eine Form der Weltaneignung. In ihren frühen Ausprägungen des 16. Jahrhunderts fanden sich dort etwa Mechanismen zur Dechiffrierung von Naturgeheimnissen. Wie aber stellte sich das Verständnis von Welt dar und vor allem: wie und wodurch wurde es wahrgenommen? Gabriele Beßler nähert sich der Wunderkammer von einem ganzheitlichen Standpunkt aus. Sie geht der Frage nach, welche Rolle die Konstituierung des Raums einst spielte, um einzelne Gegenstände aus Kunst und Natur in einen Zusammenhang zu setzen. Auf diese Betrachtung der Wunderkammer als Wahrnehmungsphänomen folgt nicht nur der Blick auf Installationen und Environments des 20. und 21. Jahrhunderts etwa von Joseph Cornell, Joseph Beuys, Andrea Zittel oder Olafur Elisasson, sondern auch die ausführliche Dokumentation der Stuttgarter Ausstellungsreihe 'KunstRaum Wunderkammer'. In dieser haben sich zeitgenössische Künstler in gut 30 Interpretationen mit der ›Welt als Modell‹ auseinandergesetzt, u.a. Boris Nieslony, Eva Teppe, Natascha Borowsky, Matthias Beckmann und Peter Sauerer.
Der Anhang bietet eine Übersicht der bedeutenden erhaltenen bzw. rekonstruierten Wunderkammern und Naturalienkabinette, darunter Dresden, Kremsmünster, Stuttgart, Kassel, Ulm und Braunschweig.