Die Kriege im ehemaligen Jugoslawien verdeutlichten wie kaum ein anderes Ereignis in der jüngeren Zeitgeschichte Europas die zentrale Stellung des kollektiven Gedächtnisses bei den gesellschaftlichen Prozessen der nationalen Homogenisierung und der Mobilisierung für nationale Handlungen. Die Auflösung Jugoslawiens und die postjugoslawischen Kriege sind mittlerweile selbst zur Vergangenheit und zum Objekt der Erinnerungspolitiken bzw. der Kämpfe für die Vormachtstellung bei der Vergangenheitsbestimmung geworden. Das Erinnern an diese Kriege wird die Zukunft des südeuropäischen Raumes folgenschwer bestimmen, daher ist eine Beschäftigung mit den gegenwärtigen Erinnerungsprozessen für die Weichenstellung der Nachkriegsprozesse im Bereich der Erinnerungspolitik von besonderer Tragweite.