Die Phänomene Kulturkontakt und kultureller Austausch gehören zu den zentralen Themen des aktuellen Diskurses in den Geistes- und Sozialwissenschaften. Auch die Archäologie beschäftigt sich verstärkt mit den damit verbundenen Prozessen von Identitätsbildung. Vielfältige Berührungen und Beziehungen unterschiedlicher Kulturen haben bereits von der Frühzeit an eine Fülle kultureller und künstlerischer Austauschprozesse angeregt, die auch der Architekturentwicklung neue Impulse verliehen haben. Architektur als ein ausgesprochen öffentlichkeitswirksames Medium eignet sich deshalb in besonderer Weise für eine Untersuchung des gesellschaftlichen Umgangs mit Kulturkontakten sowie für die Beurteilung ihres innovativen Potenzials. Im Band 9 der Diskussionen zur Archäologischen Bauforschung werden anhand von 25 Beiträgen der unterschiedlichsten Fachrichtungen Art, Wirkung und Wahrnehmung kultureller Kontakte beleuchtet. Die Frage, auf welche Weise Inspirationen – d.h. die Aufnahme kreativer Ideen von außen – zu neuen, innovativen Lösungen geführt haben, wird facettenreich diskutiert. Das zeitliche Spektrum reicht dabei vom 2. Jahrtausend v. Chr. über die Antike mit einem Fokus in hellenistischer und römischer Zeit bis zu den Neuerungen im Moscheenbau unter dem berühmten Baumeister Sinan im 16. Jahrhundert. Topografisch wird der Bogen von Fishbourne in Großbritannien über die libysche Wüste und Kleinasien bis nach Persien gespannt.