Am Ende des fünfzehnten Jahrhunderts ist Petrarcas Canzoniere zwar faktisch der wichtigste Gesprächspartner im dialogischen System der volkssprachlichen Lyrik, aber er ist dies innerhalb eines (aufgrund der gängigen Praxis eklektischer Imitatio) von Pluralität gekennzeichneten Feldes. Dies ändert sich Anfang des sechzehnten Jahrhunderts durch zwei einschneidende Maßnahmen, welche zur Folge haben, dass Petrarca zur alleinigen Orientierungsgröße im Feld der Lyrik und sogar der Dichtung überhaupt wird: durch die Petrarca-Ausgabe des Aldus Manutius (1501) und Pietro Bembos Prose della volgar lingua (1525). Beide werden in der Studie neu beleuchtet und in einen medienhistorischen und poetikgeschichtlichen Kontext gestellt. Besondere Berücksichtigung finden (neben der Illustrationstradition) die frühen Petrarca-Kommentare (etwa von Velutello oder Gesualdo), aber auch andere paratextuelle und mediale Elemente der Druckgeschichte von Petrarcas Rime (beispielsweise Reimtabellen), sowie Epitexte und selbstständig kommentierende Bezugnahmen, durch die Petrarca zunächst kanonisiert, um 1600 dann aber tendenziell deautorisiert wird (Tassoni). So wird eine stark poetologisch perspektivierte Druckgeschichte der frühen Petrarca-Ausgaben (bis zur letzten Edition des seicento) vorgelegt, die buchgeschichtliche `Daten' anders als bisher üblich in den Zusammenhang der poetologischen Diskussion stellt.

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Sonderforschungsbereich 573 der Ludwig-Maximilians-Universität München