Wanne-Eickel und Herne - zwei Städte im Herzen des Ruhrgebiets. Die seit 1975 zusammengeschlossenen Städte der Emscherzone wurden seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entscheidend vom Bergbau geprägt. Die neugeschaffenen Arbeitsplätze in den Bergwerken lockten viele Zuwanderer aus anderen Regionen und Ländern in beide Städte. Für die Zugewanderten mußte Wohnraum geschaffen werden, den viele in Mietwohnungen oder in einer Zechenkolonie fanden. Nachbarschaft spielte im Alltagsleben eine größte Rolle, oftmals war sie eine entscheidende Voraussetzung für die Solidarität gegen "die da oben", von denen man sich oft an der Nase herumgeführt fühlte. Das Engagement für die eigenen Interessen wurde ernst genommen, das Recht auf gewerkschaftliche oder politische Organisierung mußte vielfach erkämpft werden. Wichtig waren aber auch Freizeit und Erholung beim Sport, in der Kneipe oder auf der Cranger Kirmes. Der wirtschaftliche, soziale, politische und kulturelle Wandel in den letzten 150 Jahren hat seine Spuren auch im Alltagsleben der Bewohner von Herne und Wanne-Eickel hinterlassen. Einige Elemente des Arbeiten und Wohnens können noch heute ausfindig gemacht werden. Die fortschreitende Industrialisierung, der Aufstieg der Arbeiterbewegung, die Durchsetzung der parlamentarischen Demokratie, die nationalsozialistische Diktatur, der Wiederaufbau sowie die bis heute andauernden Strukturprobleme der industriellen Gesellschaft haben das Leben in beiden Städten geprägt und grundlegend verändert.
Die Beiträge in diesem Buch versuchen, diese Wandlungsprozesse aus unterschiedlicher historischer Perspektive nachzuzeichnen, eine umfassende Gesamtdarstellung der Geschichte beider Städte können und wollen sie jedoch nicht ersetzen.
Die Autorinnen und Autoren haben sich am neuesten Stand der historischen Forschung orientiert, wollen aber über den wissenschaftlich interessierten Leserkreis hinaus ein breiteres Publikum ansprechen. Eine Auseinandersetzung mit der Geschichte erleichtert auch das Verständnis für die Gegenwart und kann dazu beitragen, ein Bewußtsein für die heutigen Probleme in Herne 1 und Herne 2 zu entwickeln, deren Entstehungsgründe nicht selten in der historischen Entwicklung der letzten 150 Jahre zu suchen sind.

(unveränderte Neuauflage 1991)