Charlotte von Stein (1742–1827) ist gewiss die rätselhafteste aller Frauen in Goethes Leben – und für den Dichter während mindestens elf Jahren von einer Bedeutung, die im Nachhinein kaum noch zu ermessen ist.
Sie erhielt ihrerseits durch die Jahre ihres Zusammenseins mit Goethe einen geradezu mythischen Glanz – und um so grausamer war es für sie, als sich der aus Italien Zurückgekehrte von ihr abwandte. Fast 2000 »Zettelgen« und Briefe hat Goethe an sie gerichtet – doch ihr Beitrag zur Korrespondenz ist nicht erhalten, und diese Quellenlage lädt zu Spekulationen ein ...
Das vorliegende Buch setzt alles daran, den Leserinnen und Lesern das Wissenswerte und Nachweisbare zu vermitteln und gleichzeitig die Geheimnisse von Charlottes Liebe zu Goethe auf sich beruhen zu lassen. Da Frau von Stein, abgesehen von ihrer Beziehung zu Goethe, eine offizielle Persönlichkeit des damaligen Weimar war, vermittelt diese veränderte Nachauflage des Werkes viele Informationen über sie und ihre Familie (mit Auszügen aus der kaum bekannten Korrespondenz mit ihren Söhnen). Der Band schildert das Leben bei Hofe, das Charlotte mustergültig und mit Eleganz zu bestehen wusste, und zeigt in allen Einzelheiten ihre geistigen, künstlerischen und literarischen Interessen, er erzählt, mit welchen Zeitgenossen sie sich besonders gut verstand, und vergisst auch nicht ihre bemerkenswerte (und von Goethe oft beanstandete) Tierliebe.
Jochen Klauß legt mit seinem Buch ein eigentliches Kultur- und Persönlichkeitsbild vor, das viele neue Aspekte über eine vermeintlich bekannte Gestalt vermittelt und das gleichzeitig, bei aller Zurückhaltung, ahnen lässt, welche Tragik über diesem diszipliniert gemeisterten Leben lag.